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Gesten deuten: Entschlüssle die nonverbalen Botschaften Deines Gegenübers

Die Macht der Gesten – diese Formulierung ist keineswegs übertrieben. Denn in Deiner Gestik und der Deines Gesprächspartners liegen viele “versteckte” Botschaften. Versteckt ist deswegen in Anführungszeichen, weil Du die Gesten mit etwas Geschick richtig interpretieren und zu Deinem Vorteil nutzen kannst. In diesem Artikel erfährst Du
  • warum es ein gutes Zeichen ist, wenn Dein Gegenüber Deine Gesten nachahmt,
  • welche Gesten Deines Gesprächspartners auf eine positive Haltung hindeuten,
  • woran Du erkennst, dass Dein Gegenüber eher ablehnend auf das Gespräch reagiert.
Wie Du Deine eigene Gestik optimierst erfährst Du im Übersichtsartikel zum Thema Gestik.

Bei der Gestik gilt: Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung

Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung. Das gilt zumindest bei der Gestik. Wissenschaftler bezeichnen dieses Phänomen als Chamäleon-Effekt. [1] Wenn Dein Gesprächspartner unbewusst Deine Gesten kopiert, spricht dies für Sympathie und Zustimmung. Du kannst in diesem Fall also davon ausgehen, dass sich die Konversation auf einem guten Weg befindet. Für das Verständnis solcher Situationen ist noch wichtig zu wissen, dass die Gestik aus verschiedenen Elementen besteht:
  • Adaptoren: Unbewusste Gesten, die Spannungen abbauen oder körperliche Bedürfnisse befriedigen, z. B. am Kopf kratzen oder an einem Stift kauen.
  • Regulatoren: Diese Gesten werden bewusst ausgeführt und zeigen beispielsweise einen Sprecherwechsel an. Die Gesprächspartner erteilen sich gegenseitig das Wort oder beanspruchen für sich selbst die Gelegenheit zum Reden. Beispiele sind das Heben der Hand oder Kopfnicken.
  • Affektgesten: Diese werden auch als Emotionsausdrücke bezeichnet und zeigen meist unbewusst zentrale Emotionen wie Freude, Interesse, Ärger oder Überraschung.

Positive Gesten, die Du bei Deinem Gegenüber sofort erkennen kannst

Indem Du positive Gesten Deines Gegenübers direkt erkennst, verbesserst Du Dein eigenes Selbstbewusstsein. Denn Du merkst, dass das Gespräch genauso verläuft, wie es sein sollte. Achte besonders auf diese Gestik:
  • Hände sind offen und sichtbar: Offenheit, Aufgeschlossenheit
  • Sichtbare Handinnenflächen, vom Körper wegführende Bewegungen: Vertrauen, Wärme, Aufrichtigkeit
  • Arme zwischen Bauchnabel und Gürtellinie, Armbewegung oberhalb der Taille, locker zusammenliegende Hände: Souveränität und Sicherheit
  • Reiben des Kinns: Zufriedenheit, Kreativität, (positive) Nachdenklichkeit
  • Normal kräftiger Händedruck: Ernsthaftigkeit, Vorfreude, Selbstsicherheit
  • Freundliches, natürliches Lächeln: Sympathie, Wärme
  • Direkter Blickkontakt: Selbstsicherheit
Wenn Dein Gesprächspartner diese Gestik an den Tag legt, bist Du einem sehr guten Weg. Dann heißt es: Weiter so!

Diesen Gesten können auf eine ablehnende Körpersprache hindeuten

Erkenne Gesten, die auf eine ablehnende Körpersprache hindeuten. Hier sei Dir aber ans Herz gelegt, dass manche positive Gesten versehentlich negativ interpretiert werden. Auch spielt der kulturelle Hintergrund eine große Rolle. Die Unterschiede sind vielseitig, deshalb hier nur zwei Beispiele:
  • Daumen hoch bedeutet in den USA “ok”, in Frankreich “exzellent”, in Japan “Freund”, während dies in Sardinien und im Iran eine obszöne Geste ist.
  • Direkter Blickkontakt ist in Nordamerika und Europa ein Zeichen von Ehrlichkeit, in Nigeria, Thailand und Puerto Rico ist es eher zu vermeiden.
Bei uns sind die folgenden Gesten meist eher negativ zu interpretieren:
  • Erhobener Zeigefinger: Überheblichkeit
  • Mit den Fingern auf dem Tisch trommeln: Anspannung, Unsicherheit, Ungeduld
  • Beine übereinander und mit dem Fuß wippen: Ungeduld, Nervosität
  • Arme vor der Brust verschränkt (imaginärer Schutzpanzer): Unsicherheit, Anspannung, Abschottung
  • Gefaltete Hände, Fingerspitzen berühren einander: Überheblichkeit
  • Mit dem Finger auf andere Zeigen: Aggressivität, mangelnder Respekt
  • Kinn auf die Hand gestützt: Skepsis
  • Gekräuselte Stirn und hochgezogene Augenbrauen: Ärger, Wut, Tadel
  • Hände reiben: Unsicherheit, Unruhe
  • Vom Gesprächspartner weg zeigende Beine: “Fluchtbereitschaft”, Unwohlsein
Bitte beachte, dass diese Körpersprache immer im Gesamtkontext gesehen werden muss. Das bedeutet, dass die erwähnten Gesten alleine noch nicht unbedingt bedeuten, dass sich Dein Gesprächspartner unwohl fühlt, denn auch die Mimik ist als Teil der Körpersprache von enormer Bedeutung. Erfahre hier mehr zum Thema: Körpersprache deuten: Entschlüssle die Mimik Deines Gegenübers

Quellenangaben

[1] Chartrand TL, Bargh JA. The chameleon effect: the perception-behavior link and social interaction. J Pers Soc Psychol. 1999 Jun;76(6):893-910. Link (abgerufen am 27.06.2022) [2] Bendel Larcher. Linguistische Denkanalyse: Ein Lehr- und Arbeitsbuch. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen, 2015, Seiten 106/107 (Link) [3] Aronson E, Wilson TD, Akert RM. Sozialpsychologie. 4., aktualisierte Auflage, Pearson Studium, München, 2004, Seite 109 (Link)