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Goldener Ruhestand?

Mein Vater, zu dem ich mittlerweile ein herzliches und liebevolles Verhältnis aufge­baut habe, hat mir in den vielen Jahren meiner Kind- und Jugendzeit immer davon erzählt, dass er einmal möglichst früh in Rente gehen will. Was soll ich sagen – mit 52 Jahren hatte er es geschafft! Obwohl sein Einkommen als Arbeiter (und er war Alleinverdiener, meine Mutter war nicht berufstätig) nicht hoch war, schaffte er es sein Ziel zu erreichen und bereits mit 52 Jahren nie wieder zu arbeiten. Darauf war er natürlich sehr stolz und konnte überhaupt nicht verstehen, dass es noch andere Menschen gibt, die das NICHT wollen.

Ich selber zum Beispiel konnte mir nie vorstellen, mit 52 Jahren in Rente zu gehen. Es wäre nach meinem Super-GAU, den ich erlebte, die zweitgrößte Strafe! Im Sommer 2009 sah ich eine Fernsehsendung, bei der der Dalai Lama interviewt wurde. Er wurde vom Reporter gefragt: „In Deutschland ist das derzeitige Renteneintrittsalter 67 Jahre, aber es wird darüber diskutiert, das gesetzliche Rentenalter sogar auf 69 Jahre anzuheben. Nur so, davon geht man aus, kann die Rente auch für die nächste Generation noch gesichert werden. Wie lange sollten Menschen Ihrer Meinung nach arbeiten müssen?“

Der Dalai Lama blickte erstaunt seinen Dolmetscher an und vergewisserte sich erst einmal, ob er die Frage überhaupt richtig verstanden hatte. Dann antwortete er: „Kann man Menschen in Deutschland wirklich vorschreiben, wie lange sie arbeiten dürfen? Also ich bin jetzt 74 Jahre alt und ich arbeite so lange weiter, wie ich es kann. Denn wenn man gesund ist, ist es doch in jedem Fall besser, etwas zu arbei­ten, etwas zu tun, als nur herumzusitzen.“

Es gibt auch eine Menge selbstständiger Menschen, die hochmotiviert wie die Berserker arbeiten, mit dem Ziel dann mit 55, 60 oder 65 Jahren auszusteigen und in ihrer Finca auf Mallorca oder sonst wo, ihren Lebensabend zu verbringen.

Doch wie sieht dieser Lebensabend aus?

Man sitzt dann mit 58 Jahren in seiner herrlichen Finca auf Mallorca, lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen, schaut im Laufe der Zeit immer mehr wie ein gegrilltes Backhähnchen aus, sieht sich am Anfang all die Filme an, zu denen man in den letzten 20 Jahren nie Zeit hatte, liest all die Bücher, die im Bücherschrank vor sich hinstauben, weil man nie Zeit und Muße fand, sie zu lesen, bereist vielleicht noch die Welt und hat endlich Zeit zum Golfspielen. Herrlich, wunderbar, das ist das Paradies!

Doch dann ist ein Jahr vorbei, vielleicht noch ein zweites oder drittes Jahr – und nun hat man alle interessanten Filme gesehen, alle liegen gebliebenen Bücher gelesen, die Hautfarbe hat ein Braun angenommen, das auch bei noch so viel Sonneneinstrah­lung nicht mehr dunkler wird. Das Golfspielen macht Spaß, aber mehr als drei oder vier Mal die Woche hat man dazu auch keine Lust – und was nun?

Kein Wunder, dass viele Aussteiger dann nach 2, 3 oder 4 Jahren, wieder mit etwas Neuem beginnen, mit dem sie sich beschäftigen können und zwar über ein reines Hobby hinaus.

Meiner Meinung nach sind Menschen dann am glücklichsten, wenn sie einer Auf­gabe nachgehen können. Ich habe dies zum ersten Mal bei Professor Dr. Mihály Csíkszentmihályi gelesen, in seinem Weltbestseller „Flow – Das Geheimnis des Glücks“.

Grundlage dieses Buches ist eine Studie, in der 2.000 Menschen 6 Monate lang mit einem Computer ausgestattet wurden. Zu jeder Stunde ertönte ein Signal und die Probanden mussten angeben, wie glücklich sie in diesem Moment sind – und was sie gerade tun. Anschließend wurden sämtliche Daten ausgewertet und es ergab sich Folgendes:

Am glücklichsten sind Menschen nicht in ihrer Freizeit. Am glücklichsten sind Men­schen nicht wenn sie faulenzen. Am glücklichsten sind Menschen nicht einmal im Urlaub.

Am glücklichsten sind Menschen, wenn sie einer Aufgabe nachgehen können, die sie vollständig fordert, bei der sie Zeit und Raum vergessen und motiviert und mit viel Energie zur Tat schreiten können!

Und jetzt die größte Überraschung: Am glücklichsten waren die Menschen dann, wenn sie arbeiteten!

Damit das jedoch passieren kann, ist es notwendig, einen Beruf auszuüben, eine Tätigkeit durchzuführen, die einem prinzipiell Spaß macht und motiviert immer weiter zu machen.

Die meisten Menschen jedoch arbeiten in einem Beruf oder in einem Unternehmen, in dem sie alles andere haben – nur keinen Spaß! Am Sonntagabend kommen dann die „Blues“, wenn sie nur daran denken, dass am nächsten Tag die „Schufterei“ schon wieder losgeht. Die Laune bessert sich dann meistens erst, wenn der Don­nerstag vorüber ist und mit dem Freitag der letzte Arbeitstag und der eigentliche Spaß, das Wochenende, vor ihnen liegt…

Doch wer nicht aus Spaß und Freude arbeitet – wofür arbeitet dieser Mensch denn dann? Ganz einfach: Für GELD!

Wer aber nur für Geld arbeitet, ist letztendlich nichts anderes als – eine Prostitu­ierte!!!

Vielleicht habe ich jetzt einige zart besaitete Leser verletzt, mir egal! Ich möchte, dass Du Dir folgende Frage beantwortest:

Arbeitest Du, größtenteils wenigstens, noch voller Freude oder – wie es mein Kollege Bodo Schäfer so schön ausdrückte – arbeitest Du noch aus wildem Spaß?

Ja oder nein?

Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass viele „große Menschen“ auch in hohem Alter noch Spitzenleistungen vollbringen? Politiker, die noch mit weit über 60 oder 70 Jah­ren an der Spitze eines Landes stehen (Konrad Adenauer in Deutschland, Ronald Reagan in den USA); Unternehmer, die noch in den 70ern und 80ern ihre Firmen erfolgreich leiten und noch weiter aufbauen (Dr. Reinfried Pohl von der DVAG, Hans Riegel von Haribo, Ingvar Kamprat von Ikea), Investment-Kapazitäten (z. B. Warren Buffet); Stars aus dem Showbusiness (z. B. Udo Jürgens, der im hohen Alter von fast 80 noch jährlich 150 Konzerte von bis zu 3,5 Stunden Dauer gab; Tom Jones, der noch im Alter von Mitte 70 in Las Vegas die BHs und Slips seiner weiblichen Fans auf die Bühne geworfen bekam oder die Rolling Stones, die mit 70 Jahren immer noch die Weltbühnen rocken). All diese Menschen arbeiten doch nicht, weil sie es müssen, nicht wegen des Geldes oder des Erfolgs – sondern weil sie es wollen, weil es ihnen Spaß macht, weil sie damit glücklich sind!

Ich persönlich habe das Ziel mit 100 Jahren noch einmal eine große, zweijährige Welt-Tournee zu veranstalten (allerdings muss dann meine rechte Hand „Onkel Agi“ Axel Weinberger, mindestens 110 werden, um mich weiterhin auf der Bühne begleiten zu können…).

Nun geht es mir ja nicht darum, dass wir mit 70 Jahren noch schuften und uns ab­plagen, so dass wir den letzten Rest Energie aus uns herausquetschen. Es geht nicht nur darum, dass wir als Siebziger noch 50 oder 60 Stunden unserer Zeit mit Arbeit verbringen. Wie wäre es, BEIDES zu verbinden? Arbeit und Freizeit! Anspan­nung und Entspannung!

Nur wer seine Arbeit liebt,

wird damit auch langfristig erfolgreich sein und viel Geld verdienen können!

Oder anders ausgedrückt: Je mehr ich meine Arbeit liebe, desto mehr Erfolg habe ich und desto mehr werde ich ver­dienen!